winterfrühstück bei schneegestöber

angeblich schneibt’s am wochende bis zu 70 cm, was für wiener verhältnisse eher einer katastrophe gleicht. das schöne an solchen eiskalten wintertagen sind jene frühstücksgerichte, die bei frühlinglichen temperaturen eh nicht mehr schmecken, z. b. porridge. böse zungen nennen diese wohltuende speise haferbrei oder gar haferschlaz. selbst wenn ich zugeben muss, dass es optisch schönere möglichkeiten gibt, einen tag zu beginnen, finde ich dieses abschätzige urteil eine gemeinheit. im orangen morgenmantel ist er doch gesellschaftsfähig, oder?

porridge orangen

dazu muss ich vielleicht erwähnen, dass ich das frühstück für die am meisten unterschätzte mahlzeit überhaupt halte. ich kann nicht nachvollziehen, wie fast alle menschen jeden tag das gleiche zum frühstück essen wollen. der (arme) web- und sängermeister kann ein vielstrophiges lied (!) über meine frühstücksvorlieben und eben-nicht-gewohnheiten singen.

porridge nach art der frau esskultur geht so:

zuerst (nämlich am vortag) um die fruchtig-saftige beilage kümmern. das bedeutet: schauen, ob (selbstgemachtes) kompott im haus ist, zum beispiel pfirsich-, weichsel- oder kriecherlkompott, oder gegebenenfalls apfel-, birnen- oder quittenkompott kochen. alternativ dazu italienische bio-orangen (bevorzugt blutorangen der sorte tarocco) kaufen. auch fein: bio-mango mit bio-maracuja. saftig ist wichtig, daher gehen fruchtstücke wie äpfel, bananen etc. für mich gar nicht.

in der früh zuerst die früchte vorbereiten. d. h. entweder die orange(n) filetieren (pro person 1) oder versuchen, das rexglas mit dem webmeisterelterlichen birnen- oder pfirsichkompott aufzukriegen (viel spass dabei). orangen filetieren geht hingegen mit einem sehr scharfen messer ganz einfach: nord- und südpol abschneiden, rundherum großzügig schälen, bis keine weisse unterhaut mehr auf dem fruchtfleisch sitzt. die orange über einem schüsserl (wichtig!) in der hand halten und mit jeweils zwei schnitten entlang der zwischenhäute bis zur mitte die filets heraustrennen, in das schüsserl fallen lassen und zum schluss den orangenrest kräftig mit der hand ausdrücken. wenn die orangen sauer sind, mit einem schuss ahornsirup süßen.

für den porridge bio-haferflocken (ich mag am liebsten klein- oder zartblatt) in butter rösten (pro person ca. 2 bis maximal 3 gehäufte esslöffel haferflocken und ca. 1 teelöffel butter). wir machen das in einem reindl mit langem stiel (aka sauteuse), der ist beim häufigen rühren praktisch. wer mit einem (hitzefesten!) gummihund umrührt, spart sich nachher das mühsame putzen des reindlrandes und des kochlöffels.

sobald die haferflocken fein nussig duften, nicht zu zaghaft mit gemahlenen gewürzen bestreuen, z. b. viel zimt, kardamom, eine kleine prise chili, muskatnuss oder macis, ingwer, vanille, anis,… (oder die dafür bestens geeignete süßgewürzmischung delifrut von brecht oder porridge spice von babette’s verwenden). umrühren und sofort danach mit entweder milch (ggf. einen teil davon wasser) aufgießen. nicht alles auf einmal, sondern nach und nach, wie bei der üblichen risotto-kocherei. ich habe die menge noch nie abgemessen, schätze aber, dass man schon 1/4 liter flüssigkeit pro person braucht. das ganze gut umrühren und auf kleiner flamme kochen lassen, bis der porridge fast anlegt, wieder aufgießen und einkochen lassen, bis die gewünschte konsistenz erreicht ist. das dauert nicht mehr als 10 oder maximal 15 minuten. dazwischen nach lust und laune rosinen und geröstete, geriebene nüsse (haselnüsse, walnüsse, mandeln, kürbiskerne; auch kokosflocken) einwerfen und mitkochen.

gegen ende eine großzügige prise salz einrühren, der porridge soll leicht salzig schmecken! wenn der porridge fertig und schon recht dickcremig ist, evtl. mit ahornsirup süßen (kann man aber auch beim servieren, macht das essen spannender), verrühren und in schüsserln geben.

das kompott oder die orangenfilets darauf verteilen. wer mag, bestreut noch zusätzlich mit gerösteten, jetzt aber nur grob gehackten oder gehobelten nüssen, mandeln, kürbiskernen, kokoschips etc. ich mag das immer.

für mich ist es ganz wichtig, dass der porridge heiß und die fruchtig-saftige beilage kühl ist und gemeinsam serviert wird. außerdem müssen die früchte unbedingt viel saft mitbringen, aber noch beißbar sein, apfelmus o. ä. ist daher streng verboten. die nüsse auf und rosinen im porridge sind auch für die konsistenz wichtig. ohne das anrösten der haferflocken schmeckt der porridge ebenso fad wie ohne gewürze.

grüner tee passt – das weiss ich aus langjähriger erfahrung – perfekt dazu.

43 Gedanken zu „winterfrühstück bei schneegestöber“

  1. Über die Wichtigkeit von Frühstück haben wir uns ja schon ausgetauscht. Porridge habe ich erst in den letzten Jahren schätzen gelernt – gerne mit viel GUTEN Rosinen! Aber ich bin kein Müsli-Esser, dann lieber nur eine Scheibe gutes Brot mit Butter und Honig.
    Kaffee muß sein, Tee erst im Laufe des Vormittags, dann aber auch gerne den ganzen Tag.

  2. Warmes Frühstück im Bauch ist herrlich! Birnen“komplott“ mag ich allerdings nicht dazu. Die Asiaten essen zum Frühstück sogar ein warmes Supperl. Bist schon wieder daham?

  3. Witzig! Ich habe gestern seit Langem wieder mal Porridge gegessen. Meiner ist vom Idealtypus des Porridge beeinflusst, den ich in den Yorkshire Dales täglich vor dem Wandern verdrückt habe. So gut wie er dort schmeckte, bringe ich ihn aber nicht zusammen. Das liegt sicher am Hafer und der speziellen Quetschung, die er braucht, um trotz Breiigkeit so knackig zu schmecken. Mein Rezept ist simpel:
    Ich schrote Biohafer (Nackthafer, der hat keine Spelzen), koche ihn mit gesalzenem Wasser zu einem suppigen Brei (der nachzieht und dann löffelgerecht wird). Der kommt in eine Schüssel, wird mit Muskovadozucker bestreut und mit kaltem Bioobers begossen. Im Sommer nehme ich normalen braunen Zucker, weil ich Beerenfrüchte dazu esse. Im Winter gibt es bei mir kein Obst dazu.

  4. bin wohl doch nicht so allein auf weiter flur als gerne-gut-esserin, die trotzdem porridge mag. schön zu lesen.

    müsli ist ein weiteres frühstücksthema, nathalie, das kommt gleich auf die liste. es kann nämlich nur eines geben…

    bin – so airberlin will – heute nachmittag wieder daham, ente. drück‘ mir und den enteisungsmaschinen in tegel die daumen! porridge ohne kompott mag ich nicht und ess ich nicht.

    da gibt’s wohl einen starken insel-bezug, ulrike!

    du machst pasteten und so aufwändiges zeugs, robert, und dann ist dir porridge zuviel mühe in der früh? kann ich gar nicht glauben. obwohl: ich bin ja ein morgenmensch, mich stört die viertelstunde in der küche gar nicht. frau l. macht ja immerhin grossartiges birchermüesli aus den trockenen haferflocken, so weit weg ist das gar nicht.

    das ist das wetter, eline, das schreit nach warmem frühstück. so puristisch mag ich ihn nicht, schon gar nicht in wasser gekocht. da schüttelt’s mich schon beim gedanken. obwohl die beerenfrüchte und der zucker könnten schon was wettmachen…

  5. immer das selbe frühstück ist aber doch besser als keines? – und das tun leider viele!

    brot mit butter und honig geht immer, und müsli – da variieren die früchte….

    und wenn es warm sein soll: den brioche am vorabend backfertig machen, beim 1. aufstehen ab ins rohr, und bis dann alle da sind, ist er nicht nur gebacken, sondern auch schon schnittfest und hat esstemperatur:)

    die warme suppe ist doch auch ein europäisches erbe, aus wein oder bier zur stärkung der arbeiter und krieger!

  6. katha,
    so puristisch schmeckts nur mit frischem Haferschrot, nicht mit Flocken. Und reichlich kaltes Obers drauf kompensiert ja wieder das Wasser im Brei.
    Ich liebe Hafergeschmack sehr, ich glaub ich war mal ein Pferd ;-)

  7. also bevor ich drei tage hintereinander das gleiche frühstücke, esse ich am dritten tag lieber erst zu mittag, uli ;-)
    möchtest du uns dein brioche-rezept verraten? da wäre ich neugierig drauf.

    interessante vorleben hattest du, eline, dazu passt dann auch der zucker ;-). ich mag den hafergeschmack auch, aber ich mag das wässrige einfach nicht. bei nix.

  8. Hallo liebe Frau Esskultur,
    inspiriert von diesem Blogeintrag, habe ich mir gerade Porridge zum Frühstück gemacht. Dabei habe ich mich größtenteils an dein Rezept gehalten, aber zum Orange filetieren war ich heute Morgen zu faul, stattdessen gab es Apfelmus dazu, das mag ich sehr gern in dieser Kombination. Normalerweise übergieße ich meine Haferflocken nur mit kochendem Wasser und einem Schuss Milch, aber die Flocken anzurösten gibt dem Porridge so viel mehr Aroma! Und die vielen Gewürze ergeben eine wahre Geschmacksexplosion! Ich denke, ich werde den Porridge öfter auf diese Weise machen und noch etwas mit den Toppings experimentieren. Frische Bananenscheiben, Joghurt, Nüsse und Honig kann ich mir auch sehr dazu vorstellen.
    Vielen Dank für die Inspiration!
    Liebe Grüße, Su

  9. das rezept stammt aus dem klassiker der franz. hausfrau, von ginette mathiot, je sais cuisiner:
    250 g mehl
    125 g butter
    3 eier
    5 g salz
    10 g germ
    15 g zucker
    milch, germ mit etwas mehl 6h in bemehlter form rasten lassen
    dann die anderen zutaten einarbeiten (ich tu es nicht händisch, obwohl das wort petrir dafür verlockend klingt, sondern mit knethaken)
    12h an lauem(!) ort gehen lassen
    danach von den seiten her den teig einschlagen, wie für einen blätterteig
    den hauptteil in eine gebutterte form (ich liebe sie oval), eine kleine teigkugel in der mitte draufsetzen (muss nicht sein)
    30 min im mittelheißen rohr backen
    mahlzeit

    anm
    abwechslung beim frühstück ist nur gut, wenn die tageszeit stimmt!
    müsli oä geht immer!

  10. danke, su, für das porridge-feedback!

    das ist ja grossartig, liebe uli, danke! d. h. wenn du in der früh brioche möchtest, musst du (nehme mal eine frühstückszeit 10 uhr sonntags an) am vortag um ca. 15 uhr mit dem teig beginnen?

    3 fragen noch dazu:

    1. arbeitest du die butter gleichzeitig mit mehl, eiern, salz & zucker ein oder erst anschliessend? mit welcher temperatur? (kühlschrank, würferl?)
    2. worin lässt du den fertigen teig gehen? schüssel? bemehlt? zugedeckt mit hangerl? trocknet er da nicht aus bei der langen gehzeit? und wo genau?
    3. vor dem backen nimmst ihn nur aus der schüssel (?), schlägst ihn nicht zusammen, sondern faltest ihn bloss zur mitte hin und gibst ihn mit der naht nach unten (?) in die gebutterte form?

    unter mittelhitze würde ich 180 grad verstehen. und vermutlich am anfang ein wenig dampf, wer hat oder mag.

    morgen geh ich germ kaufen. billa hat leider keine biohefe, aber beim spar gibt’s die mittlerweile. für 42 g germ fahre nicht mal ich zum bioladen.

  11. earl grey passt sehr gut zu french toast/pain perdu/armen striezeln, duni, darjeeling (assam: selten bei mir) besonders gut zum weichen ei mit maldon sea salt. aber das ist ein anderes thema. im ernst: ich kann die gar-nicht-frühstückenden noch eher verstehen als die immer-das-gleiche-frühstückenden. niemand würde doch ernsthaft jeden abend das gleiche essen, oder?

  12. rasch die antwort, katha, damit der brioche für montag noch gelingt:)
    1)die butter in würferln, zimmerwarm, gleichzeitig mit den anderen zutaten
    2)plastikschüssel, oder porzellan, zugedeckt mit hangerl, steht zuggeschützt auf dem (kalten) herd, unten u obenauf ein bissl mehl. wird nicht trocken, bisher zumindest;)
    3)zusammenschlagen vom rand her in der schüssel, etwa 4mal, dann in die gebutterte form stürzen
    da mein rohr kein dampf hat – ins noch nicht ganz warm aufgeheizte rohr, 170grad bei umluft
    mahlzeit nach etwa 30min!

  13. Klingt schon gut! Glaube es ist sehr wichtig, dass man nicht nur im Winter Früchte essen muss… Danke für diese schöne Tipps hier, werde mal ausprobieren.

  14. ich kenn porridge nur mit wasser, und ich glaub, mit Milch mag ichs auch gar nicht so. Aber das anrösten ist wichtig, auch für die gute Verdaulichkeit, und wers ganz süß mag, karamellisiert die nüsse *knack

  15. danke, liebe uli, für die antworten! es wurde am wochenende doch ein mohn-zitronen-kuchen, der aber noch feintuning braucht. brioche folgt, wenn der web- und sängermeister wieder da ist.

  16. Oh ja, Porridge liebe ich gerade im Winter! Ich röste mein Biomüsli bereits an, langsam, dh Stunden, bevor ich es für die nächsten Tagen oder Wochen ins Glas fülle. Ich mag keine Rosinen, darum besteht das von mir gewählte Grundmüsli aus Hafer- und Roggenflocken, Amaranth und Sonnenblumenkernen. Dazu gebe ich geviertelte Mandeln. Dann wie gesagt lange und langsam rösten, bis die Wohnung duftet.
    Für das Porridge wird die gewünschte Menge mit Milch, Honig und Zimt (und mitunter anderen Gewürzen) aufgekocht, und hernach mit frischen Früchten vermischt. Auch ich liebe den Kalt-Warm-Kontrast.
    Aber: Ich liebe frische Früchte darin, gerne mit viel Biss und ein wenig Säure. Und der größte Unterschied liegt wohl in der Menge: 2-3 Esslöffel Haferflocken reichen mir nie und nimmer, wie schaffst du das, danach rundum wohlig satt zu sein, liebe Katha?!

  17. Pingback: Frühstückt warm! « KochEssWohnzimmer
  18. Spät, aber ich habe es inzwischen auch endlich geschafft, meinen „Frühstückt warm!“-Artikel zu veröffenlichen. Wie wäre es denn mal mit warmer Buchweizengrütze als Abwechslung zum Porridge?

  19. Süss nein danke, ein Tl Brühe(rind oder ähnliches), eine Möhre kleingeschnitten, eine Stange Porre geschnitten, dazu drei El. Haferflocken, und zehn Min kochen. lecker!!!

  20. Klingt hervorragend, wird gemacht. Aber mit Wunderwürz süß, das scheint mir auch gut zu passen – außer Anis und Muskat ist alles dabei.

  21. sebastian, danke fürs erinnern! ich hab‘ heute (wie so oft) delifrut genommen, weil ich immer aufs wunderwürz vergesse (delifrut kenne ich halt schon ein paar jahrzehnte länger).
    ein kurzer vergleich:
    delifrut enthält: cassia-zimt, sternanis, koriander, ingwer, kardamom, nelken, bourbon-vanille (alle zutaten bio)
    wunderwürz süß enthält: ceylonzimt, kardamom, ingwer, paradieskörner, schwarzer pfeffer, bourbon-vanille
    ich würde in beiden fällen eine prise macis (oder muskatnuss) ergänzen. und beim nächsten mal dein wunderwürz nehmen, eh klar.

  22. Früher aß mein Vater Porridge zum Frühstück, den man gut und gerne „Haferschleim“ nennen konnte – ich habe es gehasst, wenn es nur in der Küche schon so roch!
    Erst vor wenigen Wochen habe ich entdeckt, dass ein warmes Frühstück im Winter was ganz feines ist, seitdem gibt es häufiger die leckere Variante des Porridges.
    Seit heute morgen gibt es die ganz absolut superoberleckere Variante – nämlich Deine, die ich gestern zufällig entdeckte!
    Vielen Dank für diesen leckeren Anstoß – morgen gleich wieder!! :)

    Schöne Grüße von
    Britta

  23. haferschleim kann nicht schmecken, britta, da gebe ich dir recht. umso mehr freut mich, dass du das trauma überwunden und porridge für dich entdeckt hast!

  24. das muss jetzt endlich mal hier bei dir hinterlassen werden. danke, dass du meine (porridge)welt schmackhafter gemacht hast. porridge nur nach dieser/deiner anleitung. butter schmelzen, rösten und natürlich die gewürze. dies sind die unumstößlichen eckpfeiler zum weltbesten porridge, die ich von dir gelernt habe.
    ach ja, und danke auch, dass du mich zum sport veranlasst hast. porridge dauerhaft als mitternachtssnack (ich nehme meist die dreifache menge von oben) haben 3 kilo winterspeck hinterlassen. die müssen wieder runter, doch weniger porridge kommt nicht in frage. also sport. ausgerechnet ich sportmuffel…

  25. ach das mit dem namen ist so eine sache. seit kurzem bin ich auch dem porridge verfallen und mir ist aufgefallen, dass meine mitmenschen ganz interessiert sind wenn ich vom selbigen, dem „porridge“, erzähle. sobald aber der begriff haferbrei fällt, werde ich schief angschaut :D

    Liebe Grüße

  26. Gestern dein Granola aus „immer wieder vegan“ zubereitet. Ein Knuspertraum! Heute zum sonntäglichen Brunch dann dieses Porridge. Serviert mit Orangenfilets, Maracuja und Mango. Wird ab sofort ins Repertoire aufgenommen! Ebenso das Avocadotoast. Danke für die tollen Rezepte. LG aus Luxemburg, Carla

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